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Treffen der Digitalagenturen der Länder 2025

04.06.2025

Lesedauer: 5 min

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Rückblick auf das Netzwerktreffen der Digitalagenturen der Bundesländer 2025: Digitalisierung gestalten - Innovation ermöglichen

 

Am 03. und 04. Juni 2025 fand in Berlin das Jahrestreffen der Digitalagenturen der Bundesländer statt. Zwei Tage lang kamen Expert:innen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammen, um zentrale Herausforderungen und Perspektiven der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor zu diskutieren. 

Der erste Veranstaltungstag in der Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund startete mit einem informellen Auftakt und berlintypisch-kulinarischen Genüssen im Rahmen einer Walk’n’Eat-Tour. 

GovTech und CivicTech: Impulse aus dem CityLAB Berlin

Im Anschluss bot Dr. Niklas Kossow, Bereichsleiter SmartCity & Verwaltungsinnovation bei der Technologiestiftung Berlin, einen pointierten Impuls zur Rolle von GovTech und CivicTech in der öffentlichen Verwaltung. Er betonte die Bedeutung von Prototyping mit echtem Impact, wie das Beispiel „Gieß den Kiez“ zeigt - eine Open-Source-Anwendung zur Koordinierung der Baumbewässerung durch Bürger:innen, die gemeinschaftliches Engagement digital unterstützt. Kossow plädierte für eine konsequente Nutzerzentrierung, transparente Regeln und eine verstetigte Infrastruktur auf Basis von Open Source und Standardisierung. Mit dem CityLAB Berlin agiere man als Testlabor für GovTech-Lösungen, das Produkte mit Verwaltungsmitarbeitenden in geschützten Testumgebungen erprobt, Wirkungen misst und so Ausschreibungen vorbereitet und Kulturwandel begleitet.

Verwaltungsprozesse neu denken: "Law as Code"

Im Rahmen eines Impulsvortrags stellten Dr. Hakke Hansen und Jörg Resch von der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) einen innovativen Ansatz zur Digitalisierung von Verwaltungsprozessen vor: "Law as Code". Ziel ist es, die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben radikal zu vereinfachen und zu beschleunigen. Statt wie bisher mit analogen Formularen und sequenziellen Prüfungen zu arbeiten, werden Gesetze in digitale Rulemaps übersetzt - ausführbaren Programmcode, der von Computern direkt gelesen und angewendet werden kann. Dadurch lassen sich Verfahren parallelisieren, Gesetzesänderungen flexibel integrieren und behördliche Entscheidungen deutlich beschleunigen. Sie veranschaulichten das Potenzial an einem eindrücklichen Beispiel: Derzeit dauert ein Genehmigungsverfahren für ein Windrad im Schnitt vier Jahre, unter anderem, weil bis zu 24 Fachbehörden nacheinander eine Papierakte bearbeiten. Mit Rulemaps kann dieser Prozess drastisch verkürzt werden. 

Podiumsdiskussion: Öffentliche Verwaltung und technologische Offenheit

Im weiteren Verlauf diskutierten Staatssekretärin Martina Klement (CDO des Landes Berlin) und Staatssekretär Ernst Bürger (CIO des Landes Brandenburg) darüber, wie Staat und Verwaltung sich stärker für technologische Innovationen und die Zusammenarbeit mit Startups öffnen können – insbesondere im Bereich GovTech und CivicTech. Es wurde deutlich, dass technologische Öffnung, klare Schnittstellen, neue Vergabeformate sowie das Mindset der Verwaltungsmitarbeiter:innen entscheidend sind, um Innovationen systematisch zu integrieren. 

Startup-Pitches: Innovation aus der Praxis 

Ein zentrales Element des Nachmittags waren die Präsentationen junger Unternehmen, die digitale Lösungen für Verwaltungsprozesse entwickeln: 

WeFix.Social zeigte, wie eine neue benutzerfreundliche Oberfläche für den Sozialstaat aussehen kann. Mit KI-gestützter Antragserkennung, automatischem Ausfüllen und behördlicher Kommunikation auf Augenhöhe setzt das Unternehmen auf echte Teilhabe empathische und barrierearme Nutzung. 

forml präsentierte eine spezialisierte Software zur Bearbeitung von Wohngeldanträgen. Mithilfe von Machine Learning werden unstrukturierte Dokumente analysiert und durch regelbasierte Systeme verarbeitet. Die Lösung wurde in enger Zusammenarbeit mit Sachbearbeiter:innen entwickelt und soll Verwaltungsprozesse nachhaltig entlasten und beschleunigen. 

viind entwickelt intelligente Chatbot-Lösungen für öffentliche Verwaltungen und Unternehmen. Die Systeme sind KI-gestützt, pflegearm und sofort einsatzbereit und mit einem starken Fokus auf gemeinschaftlich nutzbare Wissensbasen. Die 2021 gegründete viind GmbH ging aus einem universitären Projekt hervor und verfolgt das Ziel, Verwaltungsprozesse bürgernah, effizient und niedrigschwellig zu gestalten. 

Am zweiten Veranstaltungstag kamen die Teilnehmenden der Digitalagenturen zunächst zum gemeinsamen Frühstück und Arbeiten in den Räumlichkeiten der Digitalagentur Berlin zusammen. In lockerer Atmosphäre wurde der erste Tag reflektiert, neue Ideen geteilt und über Strategien zur Digitalisierung diskutiert. 

SAP stellt KI-Lösungen und Plattformansätze vor

Im Anschluss führte der Weg zum Softwareunternehmen SAP. Nach einem informellen Auftakt und einem gemeinsamen Mittagessen mit beeindruckendem Blick über Berlin eröffnete Julian Preto, Head of Customer Advisory Deutschland bei SAP, die Präsentation. Er stellte die sogenannten „Lines of Business“ vor, zentrale Geschäftsbereiche, in denen SAP Unternehmen digital unterstützt. 

Ein besonderes Highlight war die Vorstellung des „Joule Agent“, eines KI-basierten digitalen Mitarbeitenden, der beispielsweise bei der automatisierten Erstellung von Rechnungen unterstützen kann. Der Agent arbeitet auf Basis vordefinierter Aufgaben und zeigt damit konkrete Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Unternehmenspraxis auf. 

Zum Abschluss bot ein Besuch im SAP Experience Center spannende Einblicke in Themen wie technologische Souveränität, Innovationsnetzwerke und moderne Plattformansätze. Besonders im Fokus stand dabei die Frage, wie Unternehmen mithilfe von Daten und KI das volle Potenzial ihrer Prozesse ausschöpfen können.

Digitale Transformation ist kein Sprint, sondern ein  Marathon. 

 

Das Netzwerktreffen der Digitalagenturen der Bundesländer 2025 machte deutlich: Digitale Transformation ist kein Sprint, sondern eine Daueraufgabe. Es wurde klar, wie viel Innovationspotenzial in der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Verwaltung und Anbietern digitaler Lösungen liegt und wie wichtig offene Strukturen, nutzerzentrierte Lösungen und interdisziplinärer Austausch sind, um die digitale Transformation des öffentlichen Sektors nachhaltig zu gestalten. 

 

Über das SAP Experience Center: 
Das SAP Experience Center in Berlin ist ein interaktiver Showroom, in dem Besucher die Technologien und Lösungen von SAP live erleben können. Es bietet Raum für Austausch, Demonstrationen und konkrete Einblicke, wie Unternehmen durch digitale Innovationen und nachhaltige Ansätze ganzheitlich transformiert werden können.